Stellt euch vor, ihr betretet ein Gebäude ohne Aufzüge oder Rampen. Für viele Menschen kein Problem. Für Menschen im Rollstuhl? Die kommen hier nicht rein!
Barrierefreiheit verbessert die Nutzererfahrung und macht Räume, Webseiten, Apps oder Geräte für möglichst alle zugänglich. Suchmaschinen belohnen dies bei Webseiten durch bessere Rankings und erhöhte Sichtbarkeit = potentiell mehr Umsatz. Barrierefreiheit macht also nicht nur aus Solidarität Sinn.
Was bedeutet Barrierefreiheit im Internet?
Webseiten müssen möglichst für ALLE zugänglich sein:
Ob mit Tastatur, Screenreader oder Sehhilfen.
Egal, welche Einschränkungen Nutzer haben.
Beispiel:
Untertitel für Videos, klare Schriftgrößen, gute Kontraste.
Bilder mit Beschreibungen für Screenreader.
Für wen ist eine barrierefreie Webseite wichtig?
Es gibt in Deutschland 7,8 Mio. Menschen mit Behinderung. Dazu gehören ältere Menschen mit nachlassendem Seh- oder Hörvermögen oder auch Menschen mit angeborener Farbfehlsichtigkeit (bspw. “Rot-Grün-Schwäche”). Laut der Techniker Krankenkasse leiden acht Prozent der Männer unter Farbsinnstörungen. Diese Menschen können eine Webseite mit geringem Kontrast nicht gut sehen – und schließen die Seite wieder. Oder Google zeigt sie ihnen erst gar nicht an. Und von blinden Menschen ganz zu schweigen. Bei Menschen, die nicht hören können, gibt es wiederum andere Aspekte zu beachten, beispielsweise was die Rezeption von Videos betrifft.
Ein gutes Beispiel: das Bild hierüber mit den Tulpen. Es soll zeigen: “Viele sind anders”. Menschen mit Farbsinnstörungen können jedoch den Unterschied zwischen den einzelnen Tulpenfarben nicht gut erkennen.
Barrierefreiheit vorbildlich umsetzen bedeutet für viele Unternehmen: “Neue Zielgruppen erschließen” – mal ganz platt formuliert.
Vereinfacht gesagt: Barrierefreie bzw. barrierearme Webseiten sind für alle, die klare und einfache Webseiten mögen (also jeder außer Gregor Gysi und Richard David Precht – die mögen es gerne kompliziert)!
Warum und wie profitieren Unternehmen?
Wir vergleichen Webseiten gerne mit einem Vertriebsteam:
Und was hat Barrierefreiheit jetzt konkret mit Suchmaschinenoptimierung zu tun?
Barrierefreiheit verbessert die Nutzererfahrung und macht Inhalte für alle zugänglich, was Suchmaschinen durch bessere Rankings und erhöhte Sichtbarkeit belohnen.
Jetzt wollen wir nicht nur Theorie labern, sondern machen es wie Ritter Sport – quadratisch, praktisch, gut: Was heißt das also in der Praxis und ganz konkret für mein Unternehmen?
Wenn ihr bereits SEO macht, dann werdet ihr vieles davon schon umsetzen. Manches aber eventuell nur “so ein bisschen”. Vielleicht hilft der Impuls dabei, bspw. alternative Bildtexte noch einmal komplett anzugehen.
Häufige Barrieren auf Webseiten
Problem:
Texte / Grafiken mit schwachem Kontrast sind schwer zu lesen.
Farbfehlsichtigkeit (z.B. Rot-Grün-Schwäche) erfordert, dass Farben nicht als einziges Unterscheidungsmerkmal eingesetzt werden können.
Mobile Nutzung braucht hohe Kontraste, damit Inhalte trotz direkter Sonneneinstrahlung im Freien erkennbar bleiben.
Lösung:
Hohen Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe wählen
Farben nicht als alleiniges Unterscheidungsmerkmal einsetzen (z. B. Rot-Grün-Schwäche)
Kleine Schrift erschwert das Lesen – besonders bei mobiler Nutzung.
Lösung:
Schriftgröße anpassbar machen.
Richtwert: Lesbare Schriftgrößen beginnen ab mindestens 16px.
SEO-Vorteil:
Zufriedene Nutzer kehren zurück und empfehlen die Seite.
Suchmaschinen bewerten alle Signale positiv, die in Richtung “das ist eine Seite, auf der ich verweile und / oder die ich wieder besuche” gehen.
Links und Navigation mit der Tastatur bedienbar
Problem:
Manche Nutzer verwenden keine Maus, sondern nur die Tastatur.
Lösung:
Links und Schaltflächen über die Tab-Taste erreichbar machen.
Sichtbare Hervorhebung des aktuellen Fokus (z.B. Button farbig markieren).
Auch für die Navigation gilt, dass diese über die Tastatur bedienbar sein sollte. Das kann aber kompliziert werden. Wir drücken die Daumen!
SEO-Vorteil:
Optimierte Navigation = bessere Nutzerfreundlichkeit und Verweildauer.
= Faktor für Sichtbarkeit = Außenvertriebsteam = im Idealfall mehr Umsatz.
Elemente liegen zu nah beieinander
Problem:
Kleine Buttons und dicht aneinander liegende Elemente führen zu Fehleingaben.
Anklickbare Elemente liegen zu dicht beieinander.
Lösung:
Die Sardellen in der Dose lassen!
Auf genügend Abstand zwischen klickbaren Elementen achten.
Mindestgröße für Buttons liegt bei: 48×48 Pixel.
SEO-Vorteil:
Weniger Frust = mehr Conversions (z. B. Käufe oder Kontaktaufnahmen).
Suchmaschinen bewerten Überschneidungen / zu geringen Abstand zwischen Elementen auf mobilen Geräten als negativ = die Seite verliert an Sichtbarkeit.
Die Google Search Console weist auf Probleme dieser Art hin. Und ist generell für alle Webseitenbetreiber zu empfehlen. Denn sie deckt auch andere Fehler auf, lässt einen den Indexierungsstatus von Seiten überwachen und gibt Hinweise in Bezug auf Nutzerfreundlichkeit.
Screenreader-Kompatibilität – Die Struktur zählt
Wikipedia schreibt dazu:
“Ein Screenreader (englisch screen reader „Bildschirmvorleser“), auch Vorlese-Anwendung genannt, ist eine Software, die Blinden und Sehbehinderten eine alternative Benutzerschnittstelle anstelle des Textmodus oder anstelle einer grafischen Benutzeroberfläche bietet. Ein Screenreader vermittelt die Informationen, die gewöhnlich auf dem Bildschirm ausgegeben werden, mithilfe nicht-visueller Ausgabegeräte.”
Problem:
Screenreader-Nutzer finden sich ohne klare Struktur nicht zurecht.
Lösung:
Überschriften klar definieren (H1-H6).
Nur eine H1-Überschrift verwenden.
Inhalte logisch gliedern.
SEO-Vorteil:
Strukturierte Inhalte sind für Suchmaschinen leichter lesbar = bessere Rankings.
Das sollte durch SEO ohnehin erledigt sein und fällt unter Usability / Struktur, ist aber leider oft nicht der Fall.
Nutzung verständlicher Sprache
Versteht ihr, was hier zu lesen ist? Ich nicht. Ich kann kein Finnisch. Und vielen Menschen geht es mit der deutschen Sprache genauso.
“Jeder siebte Erwachsene in Deutschland ist funktionaler Analphabet. 7,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, haben aber Probleme, zusammenhängende kürzere Texte zu verstehen.”
Aber auch hier gilt: Jeder Mensch freut sich über eine klare und verständliche Sprache. Lösen wir das Rätsel also gleich auf.
So verstehen es alle: Hier ist kein Hundeklo. Dafür muss man nicht einmal Finnisch können! Wie schön wäre es, wenn wir auch so universell schreiben könnten.
Problem:
Schachtelsätze und Fachsprache verwirren Leser.
Lösung:
Einfache Worte, kurze Sätze, klare Aussagen, kein Fachchinesisch. Keine Abkürzungen.
Texte sich selbst laut vorlesen, um Verständlichkeit zu prüfen. Oder von KI vorlesen lassen
Lesbare Inhalte führen zu längerer Verweildauer und mehr Interaktion.
Aussagekräftige Alternativtexte für Bilder
Problem:
Bilder ohne Beschreibung sind für Screenreader nicht nutzbar.
Screenreader beschreiben Bilder und Grafiken anhand der Alt-Texte. Diese müssen also korrekt beschrieben werden, da die Beschreibung als Ersatz für das visuelle Bild steht und darüber die gleichen Informationen übermittelt werden sollen.
Lösung:
Kurze, präzise und objektive Beschreibungen für alle relevanten Bilder.
Maximal 125 Zeichen, Fokus auf Wesentliches.
Beispiel für schlechten und guten Alt-Text:
Schlecht: „Kleiderstange online kaufen“
Gut: „Kleiderstange Industrial Stil KIM II von pamo, mit Kleidungsstücken an grauen Rohren“
SEO-Vorteil:
Alt-Texte helfen Suchmaschinen, Bilder zu verstehen = bessere Auffindbarkeit, insbesondere bei Sucheingaben, die auch auf Bilder abzielen: weiße Sneaker, Kleiderschrank mit Spiegel, Panoramabild Wasserfall.
Unsichtbares sichtbar machen – Transkripte für Audioinhalte
Problem:
Podcasts und Audiodateien sind ohne Transkript unzugänglich für Menschen, die nichts hören.
Lösung:
Transkripte erstellen, die die Inhalte klar wiedergeben.
SEO-Vorteil:
Transkripte bieten zusätzlichen Content für Suchmaschinen.
Untertitel für Videos
Problem:
Videos ohne Untertitel sind für Hörgeschädigte unbrauchbar.
Lösung:
Untertitel oder beschreibende Transkripte hinzufügen.
SEO-Vorteil:
Videos mit Untertiteln ranken besser, da mehr Content verfügbar ist.
Was passiert, wenn ich es nicht einhalte?
Nein, ihr kommt nichts ins Gefängnis. Aber es kann trotzdem weh tun:
Rechtliche Folgen: Abmahnungen, Bußgelder bis zu 100.000 Euro.
Verluste: Kunden können nicht kaufen = Umsatz weg.
Wettbewerb: Die Konkurrenz macht’s besser und gewinnt.
Abmahnungen von Wettbewerbern.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)
Ab dem 28. Juni 2025: Webseiten, Apps und mehr müssen barrierefrei sein.
Wer ist betroffen?
Alle, die digitale Produkte oder Dienstleistungen anbieten – außer Kleinstunternehmen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, bspw. für Kleinstunternehmen
Das gilt nicht nur für Webseiten! Auch für beispielsweise:
Selbstbedienungsterminals
und andere Geräte wie Zahlungsterminals,
Geldautomaten,
Fahrausweisautomaten,
Check-in-Automaten, …
Bei Websites und Geräten schließt sich der kirschwerk-Kreis zum Usability Engineer.
Fazit – Barrierefreiheit ist für alle ein Gewinn
Barrierefreiheit = Zugang für alle + Vorteile für Unternehmen.
Das war nur eine Einführung, denn es gibt noch viele weitere Dinge zu beachten: Formulare, PDF, Tabellen, … Aber der erste Schritt ist hoffentlich nicht schwer: Kontraste, Texte, Struktur, Bilder ALT-Texte, … Am besten holt ihr jemanden ins Boot, der euch hilft.
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