#32 Anpassung von Konzernen an den Arbeitsmarkt - Interview mit EBZ-Personalleiter Frank Valtin

Ich spreche mit Personalleiter Frank Valtin von der EBZ Gruppe über Personalgewinnung und die Anpassung von Konzernen an den heutigen Bedingungen des Arbeitsmarkts: Wie sah Personalgewinnung in einem Unternehmen vor 14 Jahren aus?  Und was bedeutet es speziell für ein großes Unternehmen, wenn das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einer partnerschaftlichen Beziehung gleicht?

Inhalte dieser Folge:

  • Veränderung in der Personalgewinnung
  • Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung
  • Die Veränderung vom “alten Weg” zum “neuen Weg”
  • Die Bindung zu bestehenden Mitarbeitern

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Nina Kirsch: Hallo Frank, herzlich willkommen im Podcast vom kirschwerk.

Frank Valtin: Hallo, grüß dich!

Nina Kirsch: Voll schön, dass du die Zeit für uns hast. Vielleicht werfen wir gleich mal einen Blick darauf: Wie kam es eigentlich dazu, leider bisher nur digital, dass wir uns über den Weg gelaufen sind? Ich hab nämlich mit dem Markus Kappler von Locamo aus Weingarten gesprochen, und dem habe ich so berichtet von unserer Mission, wie wir Unternehmen dabei unterstützen wollen, menschlich und fachlich passende Mitarbeitende zu finden. Und da hat er mir gesagt: „Hey, sprich doch mal mit dem Frank, der kennt sich da gut aus.“ Ist es so?

Frank Valtin: Das hoffe ich, das zu vermitteln.

Nina Kirsch: Äh ja, das kann ich schon mal auf jeden Fall unterstreichen. Deswegen haben wir uns ja auch zum Podcast getroffen. Genau. Und dann kam eins zum anderen. Wir haben uns einfach mal digital getroffen und unterhalten und haben beide gleich gemerkt: So vom Thema her, da sind wir auf jeden Fall auf einer Wellenlänge. Und vom Ansatz her warst du ja gleich begeistert von dem, wie wir da vorgehen.

Frank Valtin: Absolut, weil ich denke auch, man muss die Neuen Medien nutzen, und es macht auch Sinn über das Thema zu sprechen.

Nina Kirsch: Absolut. Das sehe ich auch so, denn bei vielen Unternehmen ist das Thema auch noch nicht so ganz angekommen. Und das Spannende finde ich jetzt: Du bist seit 14 Jahren Personalleiter bei der EBZ Gruppe und die EBZ Gruppe ist in Ravensburg. Das ist da ganz unten im Süden – für alle, die irgendwo von woanders jetzt zuhören. Und 14 Jahre Personalleiter, da macht man ja schon einiges mit. Da macht man ja so den Wandel mit – von: Früher habe ich eine Stellenanzeige irgendwie veröffentlicht, oftmals vermutlich noch in der Zeitung, und ich hatte total viele Bewerbungen. Und heute sieht es ja ganz anders aus.

Frank Valtin: Absolut.

Nina Kirsch: Ja, und du bist ja praktisch dabei gewesen oder ich vermute mal maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die EBZ Gruppe sich eben vom Arbeitgebermarkt hin zum Arbeitnehmermarkt gewandelt hat.

Frank Valtin: Ja, kann man so sagen, ja.

Nina Kirsch: Und deswegen ist es super spannend, wenn wir uns heute unterhalten, weil die EBZ Gruppe – ich habe da mal ein bisschen recherchiert – wurde nämlich schon 1921 gegründet, damals natürlich noch unter einem anderen Namen, und kann somit auf eine noch längere Geschichte zurückblicken. Und die EBZ Gruppe ist mittlerweile einfach auch ein Global Player im Anlagenbau. Vielleicht magst du zur EBZ Gruppe noch ganz kurz was sagen, damit unsere Zuhörer und Zuhörerinnen sich da ein bisschen ein Bild machen können?

Frank Valtin: Ja, natürlich, gerne. Also die EBZ Gruppe in der jetzigen Firmierung ist ein Zusammenschluss aus zwei Unternehmen: einmal die EBZ Engineering, das ist ein Konstruktionsbüro gewesen in Ravensburg, und dem ehemaligen ThyssenKrupp Drauz Nothelfer, Standort in Ravensburg, also Konzern-Standort. Und der Zusammenschluss, das war 2008. Das heißt, das Interessante da war schon, dass im Prinzip ein kleiner Mittelstand – ein Konstruktionsbüro – mit einem großen Konzern-Unternehmen zusammen kam. Zwei Kulturen, die aufeinander geprallt sind, die wir im Laufe der Zeit vereinheitlicht haben. Und vom Produkt ist es natürlich ein relativ konservatives Produkt: Anlagenbau, Werkzeugbau, also klassisch Maschinenbau. Von daher: Ja, eigentlich eher beheimatet im konservativen Denken. 

Nina Kirsch: Okay, cool. Vielen Dank dafür. Und damit sind wir eigentlich auch schon direkt im Thema, weil ich höre ganz oft von unseren Kunden, dass es gerade im Handwerk, im Maschinenbau, Engineering oder in ähnlichen Bereichen, nicht möglich sei, besser auf die Arbeitnehmer einzugehen. Vielleicht sogar auch örtlich gesehen: „Ja, bei uns ist es eher konservativ. Da kann man es nicht so machen. Die Dinge sind halt, wie sie sind und das Unternehmen ist halt so.” Und vielleicht herrscht im Unternehmen auch noch ein etwas ruppigerer Ton, das „Sie“ und die Hierarchie werden noch ganz großgeschrieben, und das Ganze ist ja so ein bisschen historisch gewachsen.
Deswegen würde ich jetzt einfach dazu einladen: Wollen wir mal einen Blick zurückwerfen? Ich meine 14 Jahre im Personalbereich, da macht man ja einiges mit. Wie sah denn, so wie du das damals erlebt hast, Personalgewinnung in einem Unternehmen ganz grob noch vor 14 Jahren aus? Das war doch bestimmt anders.

Frank Valtin: Ja, allerdings. Also aus Personaler-Sicht war es eigentlich sehr angenehm, muss man geradezu sagen. Weil es entspannter lief als jetzt. Entspannter, weil es weniger Aufwand war. Es war ein Arbeitgebermarkt, sprich: Ich habe eine Stelle definiert, ich habe sie ausgeschrieben, meistens damals noch über Printmedien…

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Oder über Bewerbung durch eigene Mitarbeiter. Es kamen Bewerbungen, es kamen auch sehr, sehr viele Initiativbewerbungen, und es gab ein Vorstellungsgespräch. Ich hatte die Auswahl zwischen mehreren Kandidaten, und konnte auch dann aus meiner Sicht einstellen wie ich möchte, also von der Auswahl her. Auch die Fragestellung des Gesprächs, das lief alles noch ganz anders ab. Das war wirklich von der Arbeitgeberseite gesteuert. Also da saß ich, heute würde man sagen „im Driverseat“. Da saß der Personaler, der HRler, tatsächlich am längeren Hebel.

Nina Kirsch: Okay, und wie waren so die Erfahrungen damals? Also vielleicht auch ein bisschen rübergelinst auf die Bewerberseite.

Frank Valtin: Auf die Bewerberseite: Die war sehr, sehr klassisch. Von der Bewerberseite war das eigentlich eher so, dass es natürlich den Lebenslauf gab und immer das Anschreiben dazu. Es kam alles in Mappen an bei mir.

Nina Kirsch: Ah, ja. Stimmt.

Frank Valtin: Man musste sich nichts herunterladen irgendwo. Die Bewerber konnten auch nichts hochladen.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Die Bewerber hatten damals noch gedacht, er legt extremst viel Wert auf die Mappe. Das war aus meiner Sicht immer nur sehr bedingt so, jedenfalls bei uns. Aber es war eine ganz andere Art von Bewerber-Situation, also für den Bewerber, aber auch fürs Unternehmen.

Nina Kirsch: Okay, also vielleicht eher gradlinig zu betrachten, oder? Ich habe einfach eine Stelle ausgeschrieben, es kamen Bewerbungen, ich habe Gespräche geführt und mir nachher dann mehr oder weniger jemanden ausgesucht. Und der hat dann auch zugesagt, oder?

Frank Valtin: Ja, ich hatte auch damals schon ein Referent oder eine Referentin gehabt, die da mitgeholfen hat, und es war für uns relativ einfach. Wir haben uns im Vorfeld überlegt: Was suchen wir? Haben dann Bewerbungen bekommen, und wenn man es mal überspitzt sagt, haben wir dann eine relativ einfache Auswahl gemacht: Das gefällt uns, das gefällt uns nicht.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Fast Tinder-mäßig, um es zu überspitzen. Wir haben dann eingeladen. Das ist natürlich heute ganz anders.

Nina Kirsch: Ja, wir hatten ja auch im Vorgespräch darüber gesprochen, dass es heute irgendwie mehr so ist wie eine Beziehungsanbahnung.

Frank Valtin: Genau.

Nina Kirsch: Da trifft man sich ja auch und lernt sich erst mal kennen. Genau, dann bewegen wir uns vielleicht ein bisschen mehr in die heutige Zeit: Es gibt ja zahlreiche Studien, und wir haben uns ja auch mit der Masterarbeit sehr intensiv mit Studien beschäftigt. Dass vor allem jüngere Generationen heutzutage eine andere Ansprache, ein anderes Arbeitsumfeld und vor allem einen Sinn in der Tätigkeit suchen. Und du selbst hast ja auch im Vorgespräch gesagt, dass der Mensch zählt. Und das fand ich super spannend, speziell für so ein großes Unternehmen, dass eine Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung einer Beziehung gleicht. Was genau hast du damit gemeint?

Frank Valtin: Also, ich denke mal grundlegend, wenn man über Unternehmenskulturen spricht und auch über Teamfähigkeit und Teamarbeit spricht: Da sagt das Wort Team ja schon aus, dass da Menschen am Werk sind. Also nicht Arbeitgeber, Arbeitnehmer, sondern Menschen, die auf Augenhöhe miteinander kommunizieren müssen und auch mit Spaß Dinge bewegen sollen, also gemeinsam Projekte oder Dinge bearbeiten sollen. Und gemeinsam geht aus meiner Sicht nur, wenn man sich gemeinsam gut versteht. Man muss sich jetzt nicht zwingend lieben, aber akzeptieren und respektieren. Und um jemanden zu finden, vergleiche ich es tatsächlich mit einer Partnerschaft, weil eine Partnerschaft ist ja – das ist jetzt auch wieder das konservative Denken vielleicht – eigentlich eher langfristig ausgelegt.

Nina Kirsch: Äh, ja,

Frank Valtin: Da gibt es auch die anderen Themen. Aber jetzt, wie gesagt, aus meiner Denke ist eine Partnerschaft langfristig ausgelegt, und dementsprechend suche ich auch Personen oder Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe, die sich auch mit mir gerne umgeben, mit mir als Arbeitgeber. Ich kann das mal von der Person ein bisschen abstrahieren und sagen, dass ein Arbeitnehmer sich auch mit mir als Arbeitgeber gerne umgibt. Das ist aus meiner Sicht der Dinge wie eine Beziehung. Es muss einfach passen. Und wenn es nicht passt, dann hält es nicht lange.

Nina Kirsch: Genau. Ich gehe auch nicht zum ersten Date hin und sage: „Willst du mich heiraten, oder willst du ein Kind von mir?“ Sondern man lernt sich ja erst einmal kennen. Man beschnuppert sich und schaut: Passen wir denn gut zueinander, oder?

Frank Valtin:  Es gibt zwar auch die andere Möglichkeit, aber normalerweise…

Nina Kirsch: Ja, ich denke, das ist eine Einstellungssache.

Frank Valtin: Genau.

Nina Kirsch: Aber gerade als größeres Unternehmen: Ich meine, jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin, die mich verlässt, kostet letztendlich einem Unternehmen ja auch wiederum Geld. Und insofern macht es doch allein auch aus dieser Sicht gesehen sehr viel Sinn zu schauen, dass man da gut zusammenpasst und dass man eine möglichst lange Beziehung miteinander führt, oder?

Frank Valtin: Ja, absolut. Also im Prinzip: Wenn man es wirtschaftlich anschaut, ist es so, dass das völlig unsinnig ist, praktisch nicht die Hauptenergie reinzustecken in die Mitarbeiter, die da sind. Weil jeder der geht, der ist produktiv einsetzbar, der macht seinen Job, egal welchen. Und wenn das jetzt praktisch noch in einer guten Atmosphäre ist, wenn er sich wohlfühlt, dann macht er den wahrscheinlich auch gut.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Wenn der jetzt geht, dann fängt ja erst mal das Recruiting an.

Nina Kirsch: Genau.

Frank Valtin: Dann fängt der Auswahlprozess an, und ich stelle jemand ein, der jetzt wirtschaftlich nicht zwingend günstiger ist, meist sogar teurer und dafür produktiv einsetzbar ist. Also von daher ist es natürlich absolut sinnvoll, erst mal primär in die Mitarbeiter zu investieren, die da sind und sich da schon Gedanken zu machen: Wie sieht unsere Kultur und wie sieht unser Miteinander aus? Weil den Punkt brauche ich auch dann beim Recruiting später.

Nina Kirsch: Genau, das wäre jetzt für mich noch eine spannende Frage: Wie bereits erwähnt, die EBZ ist jetzt nicht so klein. Wie bekommt man denn da eine Unternehmenskultur hin, die praktisch überall zu spüren ist? So ein Spirit, der überall gelebt wird? Weil ich mir vorstellen kann, dass unterschiedliche Abteilungen – so hieß es ja früher mal, vielleicht heißt es jetzt Teams oder so, aber vom Prinzip ist es ja das Gleiche – auch einen eigenen Spirit haben. Aber wie schaffe ich es denn, dass die Unternehmenskultur, die ich jetzt in der Stellenanzeige oder auf einer Karrierewebsite beschreibe, dann auch durchgängig zu spüren ist?

Frank Valtin: Das geht eigentlich nur übers Vorleben. Dabei ist die Vorbildfunktion von Führungskräften extremst wichtig. Dass da wirklich jeder mitzieht an dem Rad, dass man gemeinschaftlich erst mal sagt: „Welche Kultur wollen wir denn eigentlich haben im Unternehmen und im Führungskreis?” Und dann die auch dementsprechend lebt. Und da müssen auch alle Führungskräfte mitmachen. Also da finde ich die Vorbildfunktion extremst wichtig, weil der Mitarbeiter achtet natürlich darauf. Der Vergleich ist jetzt wieder, wenn wir bei den menschlichen Bildern sind, mit einem Kind…

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Das Kind achtet ja darauf, wie sein Vater und seine Mutter sich verhalten. Und wenn die nur streiten oder sich mit “Sie” anreden würden, würde das Kind auch wahrscheinlich da irgendwie überlegen, wie muss es das in Zukunft machen? 

Nina Kirsch: Absolut.

Frank Valtin: Also, das muss man irgendwie vorleben. Und wenn die Bereichsleiter oder Abteilungsleiter oder Team-Verantwortlichen, wie man es auch nennen mag, miteinander wertschätzend umgehen, dann ist das der erste Schritt dazu, dass auch die Teammitglieder dann wertschätzend miteinander umgehen.

Nina Kirsch: Ja, würde ich so genau auch unterschreiben. Und das war auch das erste Bild, so von Mami und Papi, was mir da in den Kopf gekommen ist, wie du es beschrieben hast. Aber ja, sehe ich auf jeden Fall auch so, cool.
Dann wird mich jetzt noch interessieren… Wie gesagt, 14 Jahre im Unternehmen: Warum hast du denn irgendwann angefangen, dann von dem „alten Weg“ dich hinzubewegen auf einen „neuen Weg“? Also sprich: den Ablauf und auch die Ansprache zu verändern? Wie kam es dazu?

Frank Valtin: Relativ einfach. Das sind zwei Punkte, die mich da angetrieben haben: Einmal natürlich das Thema, dass ich festgestellt habe oder dass wir festgestellt haben, dass die Anzahl der Bewerbungen zurückgeht. Oder dass es am Markt einfach schwieriger wird, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Aber auch durch die Erfahrung in Gesprächen, dass ich mal versucht habe, eine andere Art zu nutzen und festgestellt habe, dass es einfach auch für mich ein deutlich angenehmeres Gespräch ist.

Nina Kirsch: Weil es mehr auf Augenhöhe war. Oder warum?

Frank Valtin: Weil es mehr auf Augenhöhe war. Und weil ich festgestellt habe, dass der Kandidat auf der Gegenseite oder auf der anderen Seite auch offener gesprochen hat. Also die Dinge waren fließender, es war eher ein Dialog. Also nicht: Ich habe meine Sachen gesagt, ich habe mich vorgestellt, das Unternehmen vorgestellt und dann der Kandidat. Es war eigentlich ein Dialog und das ist auch das, was ich heute noch widergespiegelt bekomme: Dass die Mitarbeiter oder die Kandidaten sich eigentlich bedanken für die Art und Weise des Gesprächs.

Nina Kirsch: Ah!

Frank Valtin: Also von daher war es einmal der Druck von außen, dass wir festgestellt haben – auch im regionalen Umfeld gibt es ja große Firmen, auch im Süden – …

Nina Kirsch: Absolut.

Frank Valtin: …dass es da nicht einfach ist, Leute zu gewinnen.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Und aber auch die eigene Erfahrung: Festzustellen, dass ich selbst im Vorstellungsgespräch – wir nennen es übrigens Informationsgespräch -, dass man selbst da schon den ersten Baustein zur Kultur legen kann.

Nina Kirsch: Und deswegen ja auch Informationsgespräch, oder? Ich meine, die bewerbende Person informiert sich über das Unternehmen, über die Stelle und so weiter. Und ihr informiert euch über den Arbeitnehmer, die Arbeitnehmerin und wie das zusammenpassen kann. Also wie ein erstes Date. Wir beschnuppern uns. Mal gucken, wie wir vielleicht zusammenpassen.

Frank Valtin: Also, es ist in der Tat tatsächlich so. So begrüßen wir auch die Kandidaten, dass wir wirklich ganz bewusst auch das Wort so nutzen, dass wir sagen: „Wir begrüßen Sie hier zum Informationsgespräch.“ Wir sagen auch, “dass Sie die Information kriegen sollen, die Sie brauchen, um den Entscheidungsprozess weiter voranzutreiben”. Und dass wir natürlich die Information brauchen, um unseren Entscheidungsprozess weiterzutreiben. Also wie beim Date, wie du sagst, genau.

Nina Kirsch: Es ist schon spannend, wie allein so eine Umbenennung von “Bewerbungsgespräch” hin zum “Informationsgespräch” eine ganz andere Basis dann auch für ein Gespräch gibt, oder?

Frank Valtin: Ja, also es ist so ein bisschen ein Steckenpferd von mir, auch die Leute zu beobachten oder das Gegenüber zu beobachten. Es ist deutlich entspannter dann gleich, also eine körperliche Spannung, die dann ein bisschen entweicht. Allein schon durch das Thema von wegen: „Ich bitte um den Dialog, ich gebe die Freiheit, Fragen zu stellen, auch mich zu unterbrechen.“

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Mit dem Zusatz: “Weil ich werde es auch tun”. Und das ist schon ein lockerer Einstieg ins Gespräch.

Nina Kirsch: Kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich kann mich noch an meine Bewerbungsgespräche erinnern und wie ich, ehrlich gesagt, einfach nur die Hosen voll hatte. Ich glaube, das macht schon einen großen Unterschied.

Frank Valtin: Das ging mir auch so früher. Auf der anderen Seite ging mir das auch so.

Nina Kirsch: Eben. Genau, und wenn man beide Seiten kennt, dann kann man doch sein Möglichstes dafür tun, um da den Druck einfach rauszunehmen. Ist doch gar nicht notwendig.

Frank Valtin: Ja.

Nina Kirsch: Schön. Genau: Du hast schon gerade ein bisschen davon erzählt, welche zentralen Drehrädchen du da angepackt hast, um Änderungen vorzunehmen. Könntest du da vielleicht noch ein bisschen weiter in den Prozess gehen? Was habt ihr vielleicht noch geändert? Sind es denn immer noch Zeitungsannoncen oder geht ihr da auch mittlerweile anders vor?

Frank Valtin: Also von den Zeitungsannoncen sind wir weitestgehend fast weg. Nutzen wir natürlich auch noch ab und zu, aber eigentlich wirklich sehr, sehr vereinzelt. Da nutzen wir eher die Neuen Medien, also Social Media oder auch direkte Ansprache und natürlich auch die Ausschreibung im Internet. Also Printmedien sind wirklich selten, weil wir festgestellt haben, die Menschen, die Kandidaten, die wir brauchen, die bewegen sich nicht mehr beim Zeitungslesen.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Sind hauptsächlich, ich sag mal, Ingenieure oder Fachkräfte. Und die sind auf Social Media unterwegs. Oder in Internetforen. Oder sonstiges, aber nicht Zeitung lesen.

Nina Kirsch: Genau, und dann bewirbt sich eine Person. Wie ist es denn da? Wir haben ja vorhin darüber gesprochen: Es gab die Bewerbungsmappe. Übrigens, früher habe ich mir da auch sehr viel Mühe gegeben, eine schöne Bewerbungsmappe zu machen. Schön, jetzt zu wissen, dass das vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre.

Frank Valtin: Doch, doch, das war damals schon wichtig. Ich kann dir sagen, also zum Beispiel allein die Tatsache… Man musste damals irgendwie auffallen, also wenn man bei einem großen Unternehmen war…

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Da war das früher so, man musste irgendwie mit der Bewerbung auffallen. Das heißt, meine Bewerbung habe ich immer so geschrieben, dass es z.B. nicht der normale Umschlag war, also der braune oder graue, sondern es war ein weißer Umschlag. Dann war das Passbild auch nicht in Farbe, sondern es war in schwarzweiß, weil ich mir immer vorgestellt habe, wenn das jemand liest, der liest dann, was weiß ich, 20 Bewerbungen…

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Da habe ich mir gesagt: Wenn der dann einen Stapel voller Briefumschläge sieht und…

Nina Kirsch: Ah, der weiße!

Frank Valtin: …und ein weißer ist dabei, dann würde es mir als Mensch schon so gehen, der sagt: „Auf den da freue ich mich schon fast, da bin ich mal gespannt.“

Nina Kirsch: Ja, genau.

Frank Valtin: Und: “Den mache ich noch bis zur Pause”. Zum Beispiel. Also der weiße Umschlag hat schon dazu geführt, aus meiner Sicht, um zu sagen: „Der ist was Besonderes.“ Einfach, um da so eine gewisse Spannung aufzubauen.

Nina Kirsch: Ja, pfiffig.

Frank Valtin: Von daher war eine gute Bewerbung, oder wenn man irgendwie so überlegt hat, schon hilfreich, denke ich mal.

Nina Kirsch: Ja, das denke ich auch. Genau. Wir haben ja von dem “neuen Weg” in Anführungszeichen gesprochen. Gibt es denn vielleicht auch Gefahren auf diesem neuen Weg? Also, wenn ich mich jetzt auf Augenhöhe begebe sozusagen mit den Werbenden, schlummern da vielleicht irgendwo Potenziale, von denen ich vielleicht auf den ersten Blick noch nichts ahne?

Frank Valtin: Ja gut, natürlich versucht man bei einem Gespräch möglichst das Gegenüber kennenzulernen und auch einzuschätzen. Aber es ist natürlich auch so, dass ein Unternehmen trotz aller Auf-Augenhöhe-Thematik natürlich trotzdem noch Anforderungen hat an den Bewerber. Oder an einen Mitarbeiter dann nachher. Das heißt, man muss das auch beim Gespräch schon signalisieren aus meiner Sicht, und da ist halt Offenheit und Ehrlichkeit wichtig, was die Erwartungshaltung ist.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Weil oftmals wird es… Aus meiner Sicht geht das schon so weit, dass ich auch schon viele Anzeigen gesehen habe, wo es dann praktisch nur noch darum geht, welche Benefits hat der neue Mitarbeiter dann. Und da vergisst man aus meiner Sicht auch, dass es ja schon einen Grund gibt, warum man zusammenarbeitet. Mir geht es ja auch um Leistungserbringung, nicht nur im weitesten Sinne, sondern direkt.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Das heißt, ich denke, man muss im Gespräch sehr offen miteinander umgehen und nicht nur schönreden, weil das ist dann die Gefahr. Dass man dann im Prinzip ja alles weich zeichnet und auch gerade bei der jüngeren Generation vielleicht oder bei den Neueinsteigern dann eine Kultur skizziert, die so gar nicht gehalten wird, weil zum Schluss muss man natürlich schon arbeiten. Natürlich in einem angenehmen Umfeld. Aber Leistung muss halt trotzdem erbracht werden.

Nina Kirsch: Ja, definitiv. Da bin ich gespannt, wohin sich das entwickelt, ehrlich gesagt. Weil es könnten spannende Bilder – auch gerade von den Einsteigern, wie du gesagt hast – im Kopf vorherrschen. Aber am Ende des Tages wollen wir gemeinsam einfach großartige Projekte umsetzen. Insofern bleibt es spannend, glaube ich.

Frank Valtin: Ja, ja, allerdings.

Nina Kirsch: Es gibt jetzt noch nicht so viele Unternehmen, vor allem jetzt auch gerade in deiner Branche und ich glaube auch im örtlichen Umfeld, die diesen “neuen Weg” schon so durchaus konsequent gehen wie ihr. Deswegen würde ich mich mal aus dem Fenster lehnen und sagen: Das ist schon auch ein Alleinstellungsmerkmal der EBZ Gruppe. Und da einfach mal den unternehmerischen Kopf wieder eingeschaltet: Hat das denn auch Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der EBZ Gruppe? Also auf dem Arbeitgebermarkt?

Frank Valtin: Ja, also da bin ich mir ganz sicher: Ich glaube, dass der “neue Weg” A) über die Mitarbeiter, die wir gewinnen, über die Außenwirkung bis hin dann auch beim Kunden, weil der Mitarbeiter vertritt uns ja auch beim Kunden…

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Das ist grundlegend dann wie ein roter Faden zu sehen. Also das ist natürlich nicht bei allen Mitarbeitern so, weil es sind ja alle Menschen. Jeder Mensch ist anders. Aber ich glaube, der “neue Weg” oder sagen wir mal, das Kooperative und auch das Offene, ist extrem wichtig von Beginn an. Das heißt, bei der Erstansprache, wenn mich jemand anspricht über Social-Media-Kanäle zum Beispiel, dann muss es immer sehr persönlich sein, und es muss sehr schnell sein. Das sind für mich so Attribute, wo ich sage: Das ist extremst wichtig, weil unsere Welt ist halt sehr schnelllebig.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Es gibt nichts Schlimmeres, als auf eine Antwort zu warten. Da sind wir alle sehr ungeduldig, schon im heutigen Zeitalter. Also wenn eine WhatsApp kommt, da muss man gleich sofort antworten.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Sonst wird man nervös.

Nina Kirsch: Genau.

Frank Valtin: Auf deine Frage hin: Von wegen, ist es tatsächlich so? Dass es, ich glaube, schon ein roter Faden ist: von der Mitarbeitergewinnung bis hin zum Kunden, bis zur Außenwirkung, was ja alles durchaus miteinander verheiratet ist.

Nina Kirsch: Und dass dann die EBZ Gruppe durchaus dadurch an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt in Bezug darauf, dass sie auch leichter dann neue Mitarbeiter gewinnt als vielleicht andere Unternehmen?

Frank Valtin: Also, ich würde das jetzt wieder beschreiben wie bei einer Partnerschaft oder wie in einem gut funktionierenden Verein: Also wenn man sieht, dass ein Verein oder so eine Gruppe Spaß hat gemeinsam und auch Erfolg hat zusammen, da gesellen sich ja auch gerne neue dazu.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Wenn ich jetzt praktisch eine Gruppe sehe, wo alle gemeinsam zusammensitzen, am Tisch zum Beispiel und keinen Spaß haben, dann möchte ich da nicht hingehen. Das heißt, der Mensch ist ja so getriggert, dass wenn er etwas Positives erkennt, dass er da gerne mitmachen möchte. Er möchte teilnehmen an so etwas. Von daher ist es extremst wichtig, das Positive nach außen – gemeinsam mit dem Erfolg natürlich – auszustrahlen.

Nina Kirsch: Genau. Und darüber dann auch viel leichter neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu gewinnen. Wobei ja dann auch bestehende Mitarbeiter praktisch als Markenbotschafter fungieren können, oder?

Frank Valtin: Ja, wenn man alles richtig macht, dann ist es praktisch das Krönchen: Dass der eigene Mitarbeiter, praktisch ohne Zutun, im Prinzip als Multiplikator oder als Recruiter mitarbeitet.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Indem er es gar nicht merkt, sondern einfach positiv berichtet. Natürlich so, wie es wirklich sein sollte. Es wird nicht gelogen, sondern er soll einfach erzählen, was er macht, wie es läuft im Unternehmen. Und das ist natürlich ein Riesen-Multiplikator.

Nina Kirsch: Spürt ihr, seitdem ihr den Weg eingeschlagen seid oder seitdem ihr damit angefangen habt… Dass eben zu wenig Bewerbungen reinkamen, dann habt ihr den Weg eingeschlagen. Ich nehme an, dass das mit den Bewerbungen sich dann verbessert hat. Spürt ihr da auch einen Effekt in Richtung, dass die Mitarbeiter dann eben auch schon davon berichten: „Hey, hier ist es voll gut, wenn du was Neues suchst, melde dich doch da mal“?

Frank Valtin: Das gibt es schon ab und zu. Gut, man muss natürlich auch sagen, so eine Kulturveränderung, das ist natürlich nicht mehr bei allen gleich so, dass sie das mit Freude machen. Es ist ja nicht so, dass man sagt – gerade jetzt auch vielleicht schon als erfahrener Mitarbeiter -, dass sie sagen: „Super, jetzt machen wir es anders.“

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Es gibt eine neue Kultur, sondern das ist ja im Prinzip… Ja, das wächst mit der Zeit. Das ist tatsächlich so, wie du sagst, dass wir das schon spüren manchmal, dass es zum Beispiel heißt: „Der Herr X hat noch einen Mitarbeiter oder einen Kollegen oder Nachbarn.“ Das steht auch in den Anschreiben teilweise drin.

Nina Kirsch: Ach, wie schön. Das ist dann aber auch ein richtig tolles Feedback als Personaler, oder? Wenn man das dann liest, dann denkt man sich doch auch „Hm, Mensch, hast du richtig gut gemacht.“

Frank Valtin: Ja, also da gehe ich dann abends tatsächlich mal positiv nach Hause, positiv da raus. Das gibt es ab und zu mal oder auch öfters, aber bei so einem Feedback dann schon, weil dann ist es praktisch nicht so, dass ich als HRler irgendwas gemacht habe oder eine Führungskraft oder irgendwas, sondern es ist dann tatsächlich von innen raus.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Also aus dem Unternehmen raus. Und das ist eigentlich das Zeichen, dass man eigentlich alles richtig gemacht hat.

Nina Kirsch: Genau. Einfach mal selber auf die Schulter klopfen, darf auch mal sein. Ich hätte jetzt noch eine ketzerische Frage. Und zwar würdest du mir zustimmen, wenn ich mal ganz ketzerisch behaupte, dass sich im Grunde jedes Unternehmen verändern sollte? Weil wir hatten es ja schon davor: eher schwierige Branche, vielleicht auch regional nicht ganz so einfach… Dass sich jedes Unternehmen verändern sollte hinsichtlich der Mitarbeitergewinnung, um da mehr auf den Menschen, auf diese Beziehung einzugehen und dazu – mit der richtigen Unterstützung – auch in der Lage sein kann?

Frank Valtin: Ja, also es ist gar keine ketzerische Frage. Das kann der eine oder andere vielleicht so verstehen. Aber ich glaube, dass jedes Unternehmen sich von Zeit zu Zeit hinterfragen muss, wie es denn wirkt, und wie es denn wirken möchte. Das ist natürlich immer auch Branchen-abhängig. Aber gerade in so einer klassischen Branche, wie wir unterwegs sind, wo auch… Klar, alle Firmen haben unter Termindruck und Ergebnissituation vielleicht manchmal Anspannung. Aber prinzipiell ist es wichtig: „Wie will ich wirken und wie will ich arbeiten?“ Und ich glaube, da macht es für jedes Unternehmen Sinn, sich mal zu hinterfragen: „Wie gehe ich eigentlich mit meinen Mitarbeitern um, und wie suche ich eigentlich neue Mitarbeiter?“ Also das ist für mich eine sehr, sehr wichtige Eigenschaft und auch eine Grundvoraussetzung fürs zukünftige Handeln. Weil ich behaupte noch mal ganz ketzerisch, dass jemand, der das nicht macht, über lange Sicht Probleme kriegen wird.

Nina Kirsch: Genau, das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen. Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen: Wenn jetzt ein Unternehmen noch, sagen wir mal, im Modus von vor 14 Jahren ist, so mit Zeitungsannonce und starken Hierarchien und einfach nicht so sehr mit dem Miteinander unterwegs, dann wäre deine Einschätzung schon auch so, wie du es gerade gesagt hast: “Die werden dann ein großes Problem kriegen hinsichtlich neuer Mitarbeiter und damit letztendlich ja auch den Betrieb aufrechtzuerhalten”, oder?

Frank Valtin: Ja, also es ist jetzt schon zu spüren. Ich meine, das kriegen wir teilweise auch mit. Weil es gibt Unternehmen, die sind – ich trau mich kaum, es zu sagen – noch besser aufgestellt als wir. Jedenfalls bilden sich das die einen oder anderen auch ein, ich weiß es nicht. Nee, Spaß beiseite. Auch andere Unternehmen jetzt hier im Umfeld bewerben ja auch Mitarbeiter. Und da muss ich sagen, die machen das natürlich auch clever. Teilweise schaue ich mir doch einiges ab, wie die das denn machen. Das heißt: Auch von uns verlassen leider Mitarbeiter das Unternehmen, die woanders das noch intensiver spüren oder erwarten, dass es da doch noch besser ist. “Besser” ist natürlich immer schwierig.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Was ist gut, was ist besser? Aber ich glaube, dass ein Unternehmen, das sich nicht verändert, dass es tatsächlich Probleme kriegt.

Nina Kirsch: Das ist aber auch normal, finde ich. Ein spannender Aspekt, weil nicht alles, was glänzt, ist ja auch Gold. Also auf der einen Seite kann ich ja behaupten und nach außen präsentieren in der Stellenanzeige, auf der Karrierewebsite, wo auch immer: “Bei uns ist es so und so”. Aber wenn wir dann einen Blick tiefer wagen, zum Beispiel in Bewertungsportale wie kununu oder sei es, dass die entsprechende Person, die sich beworben hat, angestellt wurde und dann feststellt: „Oh, ähm, wird überhaupt nicht gelebt.“ Damit kann man sich ja schon auch ins eigene Bein schießen, oder?

Frank Valtin: Ja, also das ist ganz, ganz wichtig. Das ist eigentlich worst case. Wenn ich praktisch als HR oder als erster Ansprechpartner, den der Kandidat sieht oder trifft, ein gewisses Bild zeichne und es dann nachher anders wird. Also die Thematik holt einen natürlich dann dreifach ein, wenn es dann nachher anders wird. Also wenn es nur eine Fassade ist, die praktisch skizziert wird, dann ist es ganz, ganz schlecht, weil das verzeiht a) die Person dann nicht. Der wird nicht lang da sein.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Und b) Das spricht sich relativ schnell rum. Also gerade die genannten Portale von dir. Da kann man auch stehen, wie man will dazu, aber ein bisschen Wahrheit ist da schon drin. Aber bei unseren Negativ-Bewertungen natürlich nicht (lacht). Nein, es ist tatsächlich so: Eine Fassade sollte man keine aufbauen. Also entweder lebe ich das von innen heraus, und es ist ein langsamerer Prozess, den ich dann irgendwann anfangen muss zu gehen. Oder ich muss noch warten, bis ich so weit bin. Aber dass es dann praktisch so zwei Welten gibt, einmal die Welt nach außen (Wie zeige ich mich?), und dann die Welt nach innen (Wie funktioniere ich?): Das wäre aus meiner Sicht fatal. Das wird bestraft, denke ich mal.

Nina Kirsch: Ja, das ist ja auch… Ja, man könnte sagen, einer der alten Werte. Stattdessen ehrlich und offen miteinander umzugehen, Ehrlichkeit währt am längsten. Unterm Strich, glaube ich, ist es einfach so. Und ja – um noch mal in das Bild zurückzukommen – auch in der Beziehung ist es ja so. Ich möchte ja auch in einer Beziehung nicht belogen werden.

Frank Valtin: Wollte ich gerade sagen. Also wenn ich mich jetzt praktisch mit der neuen Partnerin treffen würde, mit einer jungen Dame oder mit einer älteren Dame oder auch – aktuell muss man ja sagen – mit einem anderen Menschen…

Nina Kirsch: Ja, genau.

Frank Valtin: Also, wenn ich mich mit einem neuen Menschen, mit einem neuen Partner treffen würde, und er würde mir alles Mögliche erzählen, und ich wäre dann begeistert und würde nach dem ersten Date praktisch feststellen: „Es ist alles ganz anders.“

Nina Kirsch: Ja, das Make-up ist unten und jetzt denke ich mir: „Oh mein Gott!“

Frank Valtin: Nein, das ist kein Ziel für uns. Und das hat mit Langfristigkeit, selbst mit Mittelfristigkeit dann überhaupt nichts mehr zu tun. Man enttäuscht eigentlich nur andere, und im Prinzip eigentlich sich selbst auch mit. Man täuscht sich ja selbst.

Nina Kirsch: Ja, sehe ich auch so. Es gibt dazu spannende, andere Meinungen. Aber ja…

Frank Valtin: Ja, klar.

Nina Kirsch: Damit kommen wir tatsächlich schon zum Abschluss. Das war jetzt irgendwie sehr kurzweilig und super spannend. Und zwar frage ich am Ende immer eine kleine Frage. Und zwar: Welchen Tipp oder welchen Impuls hast du denn jetzt für unsere Hörerinnen und Hörer, die damit hadern, ob sie sich wirklich auf den Weg machen sollen, ihren Umgang, ihre Strukturen und Prozesse… Ob sie die wirklich umstellen sollen? Welchen Tipp hast du? Oder was sollten sie unbedingt bedenken, wenn sie diese Entscheidung treffen?

Frank Valtin: Also ganz wichtig ist aus meiner Sicht, erst mal den Mut zu haben. Und bei uns war es immer so, dass ich immer gesagt habe, man muss sich immer vorstellen, man wird selbst angesprochen. Oder wenn man jetzt ein bisschen älter ist, so wie es bei mir jetzt ist: Ich habe schon Söhne, zwei Söhne, die jetzt praktisch auch Jobs haben oder suchen, und dann überlege ich mir: Wie wollen die denn angesprochen werden? Um da schon ein Gefühl dafür zu kriegen. Also man muss sich überlegen: Was erwartet denn auch mein Gegenüber? Nicht sich selbst verlieren, das darf man nicht, weil man seine eigene Identität hat.

Nina Kirsch: Ja.

Frank Valtin: Aber man muss sich überlegen, und den Mut muss man auch haben, zu sagen: Was erwartet denn der andere? Und das kann ganz was anderes sein, wie das, was man sich selbst auf die Fahne schreibt.

Nina Kirsch: Und ich glaube, ein wichtiger Punkt ist auch noch… Ich habe auch ein Interview geführt mit dem Gunnar Barghorn. Der hat 20 Jahre gebraucht, um sein Unternehmen komplett auf den Kopf zu stellen, hin von, in Anführungszeichen, “diktatorisch geführt” bis hin zu jetzt “sehr offen geführt”. Also, dass man sich dafür auch Zeit lässt und Zeit nimmt.

Frank Valtin: Das ist extrem wichtig. Also überstürzen darf man da nix. So eine Veränderung, das ist ein Weg, der auch nie fertig ist, der wirklich nicht fertig ist. Schön ist, wenn man sich auf den Weg mal begibt. Das macht Spaß, weil man sich verändert und sich darauf einstellt, das bringt Erfolg. Und man wird nie fertig. Weil die Veränderung drumherum geht, immer weiter, in welcher Form auch immer. Und die eigene Veränderung im Unternehmen, das ist eine Aufgabe. Also bis da alle anders funktionieren oder anders denken: Aus meiner Sicht gibt es das gar nicht. Also wir haben auch noch Führungskräfte, die auch noch eher klassisch denken, aber die man natürlich dann trotzdem mitnimmt und in den Arm nimmt und bei solchen Themen natürlich auch unterstützt…

Frank Valtin: Mega gut!

Frank Valtin: Und als Tipp vielleicht noch: Man darf seine eigene Identität nicht verlieren. Das ist wie in der Partnerschaft auch. Wer da sich selbst verliert, hat auch in der Partnerschaft verloren.

Nina Kirsch: Sich selber treu bleiben und seinen eigenen Werten auch treu bleiben.

Frank Valtin: Das ist auch für die Branche wichtig, also wir sind jetzt zum Beispiel konservativer Maschinenbau. Konservativ ist nicht negativ gesehen.

Frank Valtin: Ja.

Frank Valtin: Maschinenbau ist aber eine andere Branche wie jetzt ein Start-up.

Nina Kirsch: Ja, auf jeden Fall.

Frank Valtin: Dementsprechend sprechen wir auch andere Leute an, und die muss man auch anders ansprechen. Und wir führen auch noch anders als in Start-up-Unternehmen zum Beispiel.

Nina Kirsch: Ja, und das ist legitim.

Frank Valtin: Ja, und es ist auch wichtig. Weil das ist ja auch Identität, wo ich sagen muss, es ist ja… Das ist Leben.

Nina Kirsch: Mega cool, ich bin total begeistert. Da kriegt man richtig Lust, mal so einen Konzern auf links zu drehen, innerhalb von 20 Jahren oder 14. Ich finde es großartig. Weil: Wenn Unternehmen das erkennen, was da für ein Potenzial drinsteckt und was da auch auf der anderen Seite lauert, dann ist unsere Wirtschaft einfach nachhaltig gestärkt. Weil die Leute richtig Lust drauf haben, sich da einzubringen und mit den Unternehmen zusammen nach vorne zu preschen und sich da einzubringen. Ah, schön.

Frank Valtin: Ja, und es gibt ja auch Dienstleister, die unterstützen da einen. Von daher ist es ja immer ganz, ganz leicht.

Nina Kirsch: Ja, habe ich auch gehört. Irgendwas Fruchtiges.

Frank Valtin: Ja!

Nina Kirsch: Danke, das war sehr nett. Ja, cool, spitze! Es bleibt mir eigentlich nur übrig, vielen Dank zu sagen, lieber Frank. Das war richtig, richtig cool. Und vielleicht finden wir noch mal ein anderes Thema, worüber wir philosophieren können. Danke für deine Zeit!

Frank Valtin: Ja, ich darf mich auch bedanken, Nina. Es war echt sehr kurzweilig, hat super viel Spaß gemacht.

Frank Valtin: Absolut.

Frank Valtin: Es war richtig schön.

Nina Kirsch: Spitze! Ja, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, gerne dieses Interview natürlich auch teilen oder einen Daumen oben irgendwo da lassen, unseren Kanal abonnieren. Wir freuen uns da sehr drüber. Der Frank natürlich genauso wie ich auch.

Frank Valtin: Genau.

Nina Kirsch: Vielen Dank. Und bis dann. Ciao!

Frank Valtin: Tschüss!

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