Azubis gewinnen leicht gemacht, echt! - Interview mit Humanunternehmer Gunnar Barghorn
Im ersten Interview mit Gunnar Barghorn ging es um den Fachkräftemangel. Heute geht es weiter mit der Azubi-Gewinnung: Attraktive Unternehmen investieren in ihre Mitarbeiter von morgen. Der Ansatz dazu liegt bereits in den Schulen: bei der Gewinnung von Schüler-Praktikanten.
Ich spreche mit Humanunternehmer Gunnar Barghorn über das wichtige Thema Azubi-Gewinnung. Was hat New Work mit der Intelligenz von Händen zu tun? Wie schafft man es, dass 20 % seiner Mitarbeiter Auszubildende sind – und das in einer eher unbeliebten Branche und an einem unattraktiven Unternehmensstandort? Was das alles mit dem Fachkräftemangel zu tun hat, erfährst du in dieser Podcastfolge.
Inhalte dieser Folge:
- Wie Auszubildende zu dir ins Unternehmen kommen
- Warum und wie du bereits bei Schülern ansetzt
- Wie “unattraktive” Berufe beliebt werden
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Nina Kirsch: Hallo Gunnar, schön, dass ich dich noch mal im kirschwerk Personalmarketing Podcast begrüßen darf. Das ist jetzt ja auch schon eine Weile her, nicht?
Gunnar Barghorn: Ja genau, aber ich habe dich auch ein bisschen vermisst, Nina.
Nina Kirsch: Das ist aber schön, ich dich auch (lacht). Wir haben es letztes Mal ja schon ganz kurz angeschnitten: Ihr habt kein Azubi Problem.
Gunnar Barghorn: Nö.
Nina Kirsch: Genau, und darauf wollen wir heute näher eingehen. Noch mal kurz zum Reflektieren der letzten Folge: Wir haben ja darüber gesprochen, Fachkräftemangel ist – so wie es oft interpretiert wird – eigentlich gar nicht existent. Und es gibt einen Weg, wie man passende Mitarbeitende finden kann, in dem der gesamte Prozess einfach (in Anführungszeichen), aber konsequent umgedreht werden kann. Und das lebt ihr.
Gunnar Barghorn: Genau.
Nina Kirsch: Und für dich, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, verlinken wir dieses erste Interview natürlich in den Shownotes. Da erzählt der Gunnar auch ein bisschen darüber, wie es überhaupt dazu kam, wie das Unternehmen aufgestellt ist und dass es speziell in diesem Bereich eben oft heißt: „Ich kann das nicht ändern, weil…“. Und genau das widerlegt er mit seinem Unternehmen.
Du hast dich ja vor vielen Jahren dazu entschlossen, eben einen gänzlich anderen Weg einzuschlagen in deinem Unternehmen, in deiner Branche (wo viele gesagt haben: „Geht gar nicht“), und in dem Zusammenhang, diesen Paradigmenwechsel zu leben und konsequent durchzuziehen. Was ist heute so deine Hauptmission, wo du sagst: Dafür brenne ich?
Gunnar Barghorn: Um das mal ganz deutlich zu sagen: New Work wird ja gerne so als “Sau” durch die Betriebe und durch die Welt getragen und kaum einer, der ganz viel über New Work spricht, hat Frithjof Bergmann, den Urheber dieses Begriffs, überhaupt mal gelesen oder sich mit dem auseinandergesetzt. Dann wird er nämlich dahinter kommen, dass New Work gar nicht gedacht ist für Kickertisch, Obstkörbe, bunte Büros und diese ganzen Fragen, sondern New Work ist gedacht für die hart arbeitende Bevölkerung. Da, wo wirklich Wertschöpfung passiert. Das ist zwar hart für die Büroleute. Aber Wertschöpfung heißt immer: aus zwei Teilen eins machen und aus einem Teil zwei. Das ist Wertschöpfung. Alles andere sind Begleitprozesse.
Nina Kirsch: Das tut jetzt wirklich ein bisschen weh.
Gunnar Barghorn: Und für genau diese, die im Urprozess der Wertschöpfung stecken, für die hat Frithjof Bergmann eigentlich das ganze Thema “neue Arbeit” erdacht: Wie man Menschen in die Freiheit führt und wie man dafür sorgt, dass sie die Arbeit machen, die sie wirklich, wirklich wollen. Also eine ganz andere Art der Denke. Und das ist meine Mission. Und ich sage das, um deutlich zu machen: Wir reden hier über die Blaumänner – daher rede ich auch immer von “Blue New Work” -, und die kann man wunderbar in die Freiheit führen. Wir glauben ja immer nur, weil jemand ein Hauptschulabschluss und Blaumann trägt, dass er irgendwie minder intelligent ist und sich nicht zu helfen weiß. Das sind aber die gleichen Menschen, die Unternehmer ihres eigenen Lebens sind, die ein Haus gebacken kriegen, die eine ganze Familie alleine stemmen. Aber bei der Arbeit glauben wir immer, sie hätten ihr Gehirn irgendwie an der Tür abgegeben und sind für alles zu blöd, was Quatsch ist. Dafür muss man aber “ein bisschen Eier haben”, das herauszufinden und aus den Leuten herauszuholen. Ihnen die Basis, die Plattform dafür zu geben: Das ist meine Mission. Du hast gefragt, ich habe geantwortet.
Nina Kirsch: Ja, finde ich mega cool, danke dafür.
Gunnar Barghorn: Gerne.
Nina Kirsch: Bringt mich echt zum Nachdenken, weil du hast schon recht: Da gibt es so einige Vorurteile möglicherweise, die da herumschweben, über die jeder Einzelne und jede Einzelne sich vielleicht auch mal Gedanken machen kann.
Gunnar Barghorn: Ich gebe noch einen zum Besten, damit das besser verständlich ist. Die Frage nach der Intelligenz: Wenn wir von Intelligenz sprechen, dann meinen wir immer kognitive Intelligenz. Das ist das, was wir glauben, in der Schule messen zu können. Das ist aber Unfug. Selbst da funktioniert das nicht.
Nina Kirsch: Das ist richtig.
Gunnar Barghorn: Dann gibt es noch eine zweite Art der Intelligenz, das ist nämlich die emotionale Intelligenz. Die wird in Büchern behandelt, davon haben wir auch schon mal gehört. Ich persönlich spreche auch immer von der dritten Art der Intelligenz, und das ist die Intelligenz der Hände. Davon spricht kein Schwein.
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: Wir haben Handwerker bei uns, die haben eine so hohe Intelligenz der Hände. Wenn ich sehe, mit welcher Geschmeidigkeit sie in jeder Bewegung ihr Tages-Werk verrichten und mit welcher Selbstverständlichkeit – ohne Tabellenbuch, ohne Nachrechnen – die hören und fühlen, wo das Material seine Grenzen hat. Das ist eine hohe Intelligenz der Hände. Und verglichen damit, sind meine Hände leider total dumm. Ich bin da sehr neidisch drauf.
Nina Kirsch: Ja, also ich stimme dir da total zu. Auch in meiner Familie ist es passiert, dass zur Mutter meines Cousins gesagt wurde: “Ach mach dir nichts draus, jetzt hat er nur einen Hauptschulabschluss, aber der wird schon noch irgendwann studieren”. Aber ganz ehrlich: Kompletter Bullshit, weil er hat diese Intelligenz in den Händen. Er lebt es und er liebt es. Wieso sollte so jemand studieren? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Aber da könnten wir jetzt ein Fass aufmachen, mit Gesellschaft und mit Schule. Das wollen wir nicht machen.
Gunnar Barghorn: Aber wir können vielleicht schon ein bisschen ins vorgeplanten Thema reinspringen. Wir wollten uns ja über Auszubildende unterhalten und darüber, warum wir kein Azubi-Problem haben. Eine Aufgabe ist, Sichtbarkeit zu erzeugen. Denn wenn bei dir als Ausbildungsbetrieb nicht sichtbar ist, dass du Ausbildungsbetrieb bist und dass du bitteschön auch ein brillanter Ausbildungsbetrieb bist… Also, wenn du das nicht sichtbar machst, musst du dich nicht wundern, wenn kein Azubi zu dir kommt.
Nina Kirsch: Und wie machst du das?
Gunnar Barghorn: Das an erster Stelle: Wir gehen in die Schulen. Wir haben exzellenten Kontakt zu sämtlichen hier umgebenden Schulen und sind regelmäßig dort vor Ort und opfern viel Zeit im Dialog mit Schülern eben genau darüber zu sprechen. Ich halte viele Vorträge vor Klassen oder auch Hochschulverbünden. Und dann geht es auch immer darum, aufs Handwerk einen Scheinwerfer zu lenken und deutlich zu machen, welche Chancen und Möglichkeiten im Handwerk stecken. Die sind unfassbar groß. Ich erzähle ganz genau, wie schnell, wie kurz der Weg im Handwerk von der Berufsausbildung bis in die Selbstständigkeit ist. Da ist längst nicht bei allen Berufen der Meistertitel erforderlich. Das kann man aber machen, und das würde ich auch empfehlen. Das hat auch etwas mit dem eigenen Selbstwertempfinden zu tun, den Meister draufzusetzen.
Es gibt ein paar Gefahr-betonte Berufe, da muss der Meister sein. Aber den Meister verlangt es ja nicht mehr überall. Und wenn du das hier anguckst, wie kurz der Weg von der Ausbildung bis in die Selbstständigkeit ist, und welche Möglichkeiten dir dann offenstehen für den Verdienst, für dein Einkommen. Das hängt ja in der Selbstständigkeit nur noch davon ab, wie gut kriegst du Marktbedürfnisse und dein Angebot zur Deckung.
Nina Kirsch: Absolut.
Gunnar Barghorn: Ja, also da sind deinem Einkommen, deinen Möglichkeiten, deinen Freiheiten überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt. Und wenn ich sie dann darauf hingewiesen habe, kommt die ganz freundliche Frage, wie viele selbständige Industriemechaniker sie denn kennen. Und dann könnten sie die selbständigen Bankkaufleute gleich dazu addieren. Kommen nämlich nicht viele bei raus. – Und das ist der entscheidende Punkt, dass man einfach mal weggeht von: „Ach so, du lernst nur Gas, Wasser, Scheiße“. Nee, nee, der setzt sich mit Gebäudetechnik auseinander. Das ist ein hochkomplexer Beruf. Das ist nicht Gas, Wasser, Scheiße. Damit ist es nämlich nicht getan. So, und dann geht es in die Schulen. Und damit sind wir erst mal als Botschafter für Ausbildung im Handwerk generell unterwegs. Sehr laut. Und darum geht es dann.
Vielleicht für die Zuhörerinnen und Zuhörer noch zur Ergänzung: Wir beschäftigen rund 100 Mitarbeiter und davon sind etwa 25 in Ausbildung. Das heißt, wir haben eine etwas kranke Ausbildungsquote.
Nina Kirsch: Das ist echt krass.
Gunnar Barghorn: Das muss man mal eben sacken lassen. Das heißt, wir haben einen hohen Bedarf an Auszubildenden.
Nina Kirsch: Oh, ja.
Gunnar Barghorn: Wie kriegen wir die?
Nina Kirsch: Genau, hoher Bedarf an Auszubildenden: Ihr seid ja angesiedelt in der Wesermarsch, da muss man sich doch Auszubildende fast schon selbst aus Lehm bauen, oder?
Gunnar Barghorn: Ja, Lehm ist hier nicht so viel, aber Marschboden. Das ist sehr matschig, das hält nicht. Also du musst es irgendwie anders machen. Aber sagen wir mal so: Ein wesentlicher Bestandteil, dass wir kein Fachkräfteproblem haben, ist, dass wir uns die selber backen. Ja, wir machen das eben durch unsere eigenen Auszubildenden. Und die Frage ist: Wie kriege ich die abgeholt aus der Schule, so, dass Handwerk für die attraktiv ist? Und dann reicht es ja nicht, dass Handwerk für die attraktiv ist, sondern es muss Metallhandwerk und dann auch noch genau dieses Unternehmen für die attraktiv sein, damit aus denen Azubis werden können.
Nina Kirsch: Genau.
Gunnar Barghorn: Es geht um Bewerbung, Werbung und Sichtbarkeit nicht nur in den Schulen direkt, sondern auch über soziale Medien, über Pressemitteilungen und was nicht alles. Tja, da sind wir ziemlich aktiv.
Nina Kirsch: Okay, das heißt, ihr geht dann in die Schulen rein, aber dann wollen die ja noch nicht sofort Azubi werden. Oder wie findet ihr raus, ob jetzt so ein Azubi zu euch passt?
Gunnar Barghorn: Erst mal kümmert uns das nicht. Die Frage ist zu früh, das kommt später. Sie müssen ja erst mal Interesse an der Firma haben und an einer Ausbildung im Handwerk. Was passiert bei den Schülern? Die erste Stufe ins Berufsleben ist das Schulpraktikum.
Und jetzt nehme ich dich mal mit in die Vorstellung zu Kevin: Kevin ist 15 und so ein bisschen pickelig. Und wie pickelige 15-jährige Schüler so sind, die meiste Zeit verbringt er beim Handy-Daddeln auf dem Sofa. Ja, und jetzt steht Schulpraktikum an, und Kevin hat schon Stress mit seinem Lehrer und seinen Eltern, die ihm ständig in den Ohren liegen: “Alter, sieh zu, du musst Praktikums-Bewerbung schreiben und du musst die Betriebe heraussuchen, wo du dich bewerben kannst, damit du das Praktikum kriegst, sonst musst du Dussel wieder in den Notunterricht… blabla”.
Nina Kirsch: Komplette Frustration und genervt sein.
Gunnar Barghorn: Genau. Während Kevin also mit seinem Handy da so ein bisschen auf dem Sofa liegt und rum daddelt, kommt er irgendwann – weil wir ja in der Schule waren und er uns kennengelernt hat – auf unsere Seite und ist interessiert, ob wir nicht vielleicht sein Praktikum aushalten könnten. Und dann überlegt er: „Ah, Scheiße, wie ist der Prozess eigentlich? Ich muss ja jetzt eine Bewerbung schreiben. Hoffentlich hilft Mama mir und die Vertrauenslehrer, die ist auch ganz keck. Die könnte wenigstens die Grammatikfehler daraus bolzen aus dem Schädel und dann muss ich ja Lebenslauf… Und was sag ich denn über meine Hobbys? Ja, Fußball, toll…“. Was steckt schon drin in so einer Bewerbung, Nina? Da steckt nichts drin.
Nina Kirsch: Ich weiß noch, wie das war damals. Das war die reinste Katastrophe. Ich habe mich so, so klein gefühlt, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, die erwarten so viel von mir. Aber ich kann doch noch gar nichts vorweisen, außer mich und meine Interessen.
Gunnar Barghorn: Und so sehen dann auch die Bewerbungen aus. Ja, und die liegen dann – weil sie ja per Post zu uns kommen oder per E-Mail whatever – bei der Personalabteilung auf einem großen Haufen. Und die sortiert sie aus zwischen: die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen, und das Gesicht gefällt mir nicht usw. Und jetzt bleiben wir mal wirklich bei der Wahrheit und guck mal in so einem Personalleiterbüro. “Das ist ein Mädel, das ist scheiße, die hat in der Halle nichts verloren.” Oder: “Der ist zu fett, der kann nicht heben. Das wird nix.” – Das passiert. Sagt keiner, aber es ist ja so.
Nina Kirsch: Also es passiert nicht bei euch, aber es passiert.
Gunnar Barghorn: Nein, natürlich nicht bei uns, wir sind da gefeit, aber das erkläre ich dir gleich. Aber das ist so ein bisschen die Wahrheit auch. Wenn die dann aussortiert hat – die guten und die schlechten – dann geht das Ganze noch mal runter zum Abteilungsleiter, und der sortiert noch mal aus. Und dann haben beide schon locker eine Stunde Zeit verschwendet. Und dann laden die auch noch Kevin mit seinen Pickeln zum Vorstellungsgespräch ein, und dann verschwenden sie die nächste Stunde Zeit, was ja eigentlich zwei Stunden Zeit sind, weil die Personal-Else und der Abteilungsleiter sitzen da beide drin. Da mach mal ein Preisschild an diese Zeit, wird einem ja schlecht. Und warum machen die das? Nur um herauszufinden, ob Kevin mit seinen Pickeln eine Woche zu Besuch kommen darf, um zugucken zu können? Also was für eine Verschwendung von Ressourcen, von Zeit, von Nerven. Was für ein Scheiß! Und wie Kacke ist das die ganze Zeit für Kevin?
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: Wie du schon sagst, der fühlt sich eh so klein. Und dann soll er in dieser Firma daddeln. Nachdem er den Mut zusammengebracht hat, eine Bewerbung zu schreiben, wird er auch noch eingeladen, scheißt sich halb ein und sitzt da und weiß überhaupt nicht, was er sagen soll. Und genau das passiert dann nämlich auch. Die sitzen da, die Schüler, und sagen nix.
Nina Kirsch: Die wissen ja, die sind komplett überfordert mit der Gesamtsituation.
Gunnar Barghorn: Genau. Es ist eine ganz furchtbar dämliche Situation. Ich fand das doof, und hab mir Gedanken gemacht, wie man es einfacher machen kann. Jetzt spulen wir mal zurück. Kevin liegt auf dem Sofa und daddelt mit seinem Handy, also mit dem Gerät, mit dem er sowieso den ganzen Tag verwachsen ist. Also hol die Schüler da ab, wo sie leben. Entschuldige, aber die leben heute alle nicht mehr auf der Straße und auch nicht in der Schule. Die leben in ihrem Handy. Also hol sie da ab. Über die sozialen Medien kriegen sie eine ganze Menge Infos über uns raus, finden den Laden vielleicht attraktiv und dann irgendwann stolpern sie über – auch durchaus werbliche – Anzeigen von uns zum Thema Praktikum. Ich sage nicht, wie die Überschrift ist, sonst habe ich schon zu viel rausgehauen. Aber was macht Kevin? Er folgt diesem Pfad, geht bei uns auf die Webseite und stellt dann plötzlich fest: „Das ist ja cool. Die wollen von mir den Namen und die Mailadresse, noch ein paar andere Daten und Informationen, und dann kann ich mir die Abteilung aussuchen, wo ich ein Praktikum machen will. Und ich kann mir aussuchen, ob ich ein, zwei oder drei Wochen Praktikum machen will. Und ich kann sogar die Abteilung mischen. Ich kann eine Woche im Stahlbau und eine im Lager und noch eine im Büro machen.“ Weil: Der arme Kevin weiß nämlich überhaupt nicht, was er werden will.
Nina Kirsch: Nein, woher auch.
Gunnar Barghorn: Genau. Dafür ist so ein Praktikum übrigens da.
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: Und nachdem Kevin seine Daten eingegeben hat und sich ausgesucht hat, wie er sich so sein persönliches Special-Praktikum zusammenbauen möchte, klickt er am Ende auf Buchen. Also da steht nicht: „Schicke uns deine Bewerbungsunterlagen“ oder so ein Scheiß. Nein, da steht einfach: „Buchen“. Und dann bucht er seinen Praktikumsplatz, so wie du ein Hotelzimmer buchst, ganz einfach. Dann kriegt er direkt mit dem Buchen eine Mail. Da steht alles Mögliche an Informationen drin, wann und wie es losgeht, bei wem er sich melden soll, wer ihm auf der Strecke Fragen beantworten kann.
Dann Arbeitssicherheit: Die ersten Unterweisungen sind in der Mail mit drin und Kevin braucht ja für sein Praktikum gerade bei uns, wenn er im gewerblichen Teil ist, einen Arbeitsanzug und Sicherheitsschuhe. Hm, wie lösen wir denn das Problem? Wenn wir Kevin in der Mail schreiben: „Besorge dir S3 Sicherheitsschuhe“… Bis der übersetzt hat, was S3 bedeutet, ist das Praktikum vorbei. Also kriegt er einen Link zu unserem Fanshop. Hä? Ja, der geht bei uns auf die Webseite in den Fanshop. Da versorgen sich nämlich unsere eigenen Mitarbeiter mit Arbeitsschuhen und Klamotten, wenn sie Bock auf ein Barghorn T-Shirt haben und solche Sachen. Da kann er hineingehen. Und damit Kevin das nicht bezahlen muss, ist da noch ein Gutscheincode über 80 Euro dabei. Und mit dem…
Nina Kirsch: Ah, das heißt, er kann sich auch noch andere Sachen da hineinlegen, oder wie?
Gunnar Barghorn: Genau.
Nina Kirsch: Also wirklich ein Fanshop?
Gunnar Barghorn: Genau: Diese 80 Euro, die reichen für Arbeitsanzug, Sicherheitsschuhe und dann ist locker noch ein T-Shirt oder Poloshirt oder Ähnliches dabei drin. Das ist auch total wichtig, dass Kevin das mitbestellt. Wir wollen nämlich, dass er nach dem Praktikum breit grinsend mit Barghorn auf der Brust durch die Schule rennt. Logisch!
Nina Kirsch: Na klar!
Gunnar Barghorn: Und dann bestellt er sich seinen Scheiß, damit er dann auch ordentlich ausgestattet ist. Und jetzt könnte man ja denken: „Oh, Gefahr! Der bucht, kriegt den Scheiß geliefert, und dann sagt er ab und hat ein paar Klamotten gemacht. Was für eine geile Idee“. Nee, nee, die Klamotten, die kommen hier ins Lager. Die kann er am ersten Praktikumstag hier in der Firma abholen. Dann zieht er sich um und dann geht das Praktikum los.
Nina Kirsch: Optimal.
Gunnar Barghorn: Genau. Was haben wir an Voraussetzungen gebraucht, damit das so einfach geht? Ich bin zu den Abteilungsleitungen gegangen und habe sie gefragt, wie viele Praktikumsplätze pro Kalenderwoche sie im laufenden Jahr maximal anbieten können. Und das haben wir dann in einen Kalender eingetragen. Das haben wir selber programmieren lassen von einem, der ausgesprochen pfiffig ist in diesen Sachen. Und dann haben wir so einen Praktikumskalender, wo also die freien Termine drin sind, und wir sehen auch, was wie gebucht ist, und wer wann kommt. Das sehen wir alles. Und meine Abteilungsleiter, die hatten tüchtig Bauchweh vorher, weil die haben gedacht: „Ja, aber ich habe ja Kontrollverlust. Ich kann ja gar nicht mehr aussortieren, wer da kommt. Da kann ja jetzt jeder kommen“. Ich sage: „Ja, stell dir vor, sogar Mädchen“. Das fand der ganz scheiße, hat er aber nicht gesagt, ich konnte es nur sehen an seinen Augen. Aber weniger wichtig oder weniger schlimm als die Mädchen war eigentlich generell die Tatsache des Kontrollverlustes, dass er nicht mehr bestimmen kann, wer da kommt. Und die waren auch sehr unruhig, meine Abteilungsleiter, und haben gesagt: „Wie machen wir das denn, wenn jetzt so ein langhaariger Bombenleger kommt, der nur Scheiße baut oder sonst irgendwas?“. Und dann habe ich die ganz doll beruhigt, indem ich denen gesagt habe: Das Risiko haben doch nicht wir. Das Risiko geht doch der Praktikant ein. Wenn der sich nicht zu benehmen weiß, wenn der sich komplett verlaufen hat und es einfach überhaupt nicht taugt, wo steht bitte geschrieben, dass so ein Praktikum nicht Montagmorgen um 7.30 Uhr zu Ende sein darf?
Nina Kirsch: Absolut. Geringstmögliches Risiko.
Gunnar Barghorn: Genau. Und da haben sich mein Abteilungsleiter wieder total entspannt. Interessant ist, die Quote von Mädchen im Praktikum ist seitdem drastisch gestiegen. Drastisch gestiegen deshalb, weil sie vorher null war. Und jetzt haben wir welche.
Nina Kirsch: Krass!
Gunnar Barghorn: Mehr geht nicht. Und die Frage ist ja: Ist das mal vorgekommen, dass jemand nicht kommt?
Nina Kirsch: Ja sicher, oder?
Gunnar Barghorn: Nein.
Nina Kirsch: Nein?!
Gunnar Barghorn: Nein.
Nina Kirsch: Echt jetzt?
Gunnar Barghorn: Ja. Das liegt auch daran, dass wir die Leute auch nicht einfach zwischen der Buchung und dem ersten Tag im Praktikum völlig loslassen, sondern die kriegen natürlich einen Begleitprozess. Die werden immer wieder angesprochen und kriegen auch Informationen und Ähnliches. Das heißt, wir haben eine saubere Rampe, auf der sie uns näher kommen als Firma. Das bindet und was schon vorgekommen ist, dass dann welche auch abgesagt haben, weil sie einfach nicht konnten. Aber dann wussten wir wenigstens, dass sie nicht kommen. Durch die Information und durch die Bindung nimmst du sie in die Verpflichtung. Und dann halten sie den Dialog und rufen eben auch an und sagen: „Das passt leider gar nicht, oder können wir verschieben? Oder wie machen wir das?“. Aber einfach nicht antreten, das haben wir nicht gehabt bis jetzt.
Nina Kirsch: Aber das klingt so einfach.
Gunnar Barghorn: Ja, natürlich. Es ist ja auch einfach.
Nina Kirsch: Warum empfinden es denn dann viele Unternehmen so: „Es gibt keine Azubis mehr“. Also ich meine, der springende Punkt ist ja, dass ich für die Sichtbarkeit sorge im ersten Schritt.
Gunnar Barghorn: Genau, das ist der schwierige Punkt. Das ist kostspielig…
Nina Kirsch: Genau. Und das kostet natürlich auch Zeit. Aber hinten raus ist für euch ja der Effekt, dass ihr aus den Praktikanten Azubis gewinnt, weil sie euch schon kennen, weil ihr sie schon kennt. Und daraus gewinnt ihr Fachkräfte und habt de facto keinen Fachkräftemangel in dem Sinne.
Gunnar Barghorn: Genau, und die wirklich guten Praktikanten, die gehen auch nicht ohne Ausbildungsvertrag wieder nach Hause. Also, die machen wir auch gleich so lecker, dass wir die gleich festnageln. Du musst natürlich immer als Gesamtkunstwerk denken: Wenn die Firma insgesamt kein attraktiver Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz ist, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmig sind, dann ist das natürlich schwierig. Also du musst schon gucken, wie bist du insgesamt als Arbeitgeber aufgestellt? Das ist gar keine Frage. Alle Bausteine müssen zusammenpassen, damit das eine runde Kiste ist, ganz klar.
Nina Kirsch: Ja. Ich denke, für viele Unternehmen fühlt es sich so an wie: „Keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ich weiß, dass ich irgendwie den Anschluss verloren habe, aber wo sollte ich anfangen?“. Und eben diese Unternehmenskultur dorthin zu bewegen, dass jede Person, gendergerecht ausgedrückt, sich wohlfühlen kann, was auch immer das bedeutet. Das kann in die eine oder in die anderen Richtung gehen.
Gunnar Barghorn: Also, es geht innen los. Nicht erst in die Sichtbarkeit investieren, sondern es geht nach innen los: Wo ist, wo stehen wir? Und dann bitte, bitte, bitte nicht wie der Golddukatenscheißer durch den Laden laufen: „Und wenn du mir einen Azubi bringst, kriegst du 500 Euro.“
Nina Kirsch: Nein…
Gunnar Barghorn: „Und ich bezahle euch jenes…“ Ganz ehrlich. Wichtiger Merksatz: „Geld, Nina, Geld ist immer das Ende aller besseren Argumente“.
Nina Kirsch: Ja, das ist richtig.
Gunnar Barghorn: Wenn ich anfange, in Geld zu denken, dann habe ich vorher was falsch gemacht.
Nina Kirsch: Aber was passiert denn, wenn ich als Unternehmen nicht bereit bin, das zu investieren? Wenn ich nicht bereit bin, darein zu investieren: in die Sichtbarkeit zu gehen, in die Schulen zu gehen, den Prozess zu optimieren, diese Automatisierung aufzubauen? Viele Unternehmen denken da ja gleich: „Oh mein Gott, das kostet mich so viel Zeit und so viel Geld. Ich bin nicht bereit dazu, das zu tun.“ Was würdest du hypothetisch sagen, was passieren könnte?
Gunnar Barghorn: Dann stelle ich die Ausbildung ein, weil ja keine Sau mehr kommt. Und die, die kommen, sind sowieso alles faule, doofe Arschlöcher und Pfeifen, und nerven nur und kosten Zeit. Azubis kosten wahnsinnig Zeit, Nerven und Geld. Und wenn ich da keinen Bock drauf habe, dann lasse ich das mit der Ausbildung und lasse andere, die mehr Bock darauf haben, die Ausbildung übernehmen. Und dann stehe ich plötzlich da und habe ein unfassbar großes Fachkräfte-Problem, weil ich mir dann für teures Geld die Leute vom Arbeitsmarkt holen muss, die andere ausgebildet haben und die emotional an andere Firmen gebunden sind. Die muss ich erst mal losreißen.
Und weil ich bei der Ausbildung schon keinen Bock auf Menschen hatte, habe ich bei der Arbeit auch keinen Bock auf Menschen. Das heißt, ich bin auch noch ein unattraktiver Arbeitgeber. Das heißt, ich muss richtig Geld auf den Tisch legen, und zwar nicht nur für eine Einstiegsprämie und nicht nur für Stellenanzeigen und Facebookanzeigen… Wofür ich nicht alles Geld auf den Tisch legen muss. Nein, ich muss auch noch deutlich höhere Gehälter zahlen, weil ich mit dem Geld die versäumte Bedürfnisbefriedigung durch die eigene Arbeit im eigenen Unternehmen kompensieren muss. Das heißt, das ist ein scheiß-teurer Prozess. Wer das machen möchte, soll das gerne tun.
Nina Kirsch: Ja, sehe ich nämlich auch so.
Gunnar Barghorn: Aber es sehen viele nicht. Also das, was wir machen, ist auf der langen Strecke die günstigste Vorgehensweise überhaupt. Und ich muss ja nicht morgen umgebaut haben. Das geht langsam los. Ich fang einfach mal an, mich mit den Auszubildenden und meinen Gesellen in den Dialog zu begeben. Was macht uns attraktiv und wo stört was? Du musst dir vorstellen, Nina: Ich spreche jedes Jahr mit jedem Mitarbeiter mindestens eine Stunde oder anderthalb exklusiv unter vier Augen in einem Zukunftsgespräch.
Nina Kirsch: Ihr habt wie viel Mitarbeiter?
Gunnar Barghorn: 100.
Nina Kirsch: Das ist viel Zeit.
Gunnar Barghorn: Ja, klar. Noch mal: Meine Zeit ist für die Mitarbeiter da und für die Entwicklung des Unternehmens. Um die Kunden kümmern sich meine Mitarbeiter, die brauchen mich nicht.
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: Also, ich investiere die Zeit meiner Ansicht nach an der richtigen Stelle.
Nina Kirsch: Ja, absolut.
Gunnar Barghorn: Und ich stelle drei Fragen in diesem Zukunftsgespräch. Die erste ist: Machst du die Arbeit, die du wirklich, wirklich willst? Da knüpfen wir an Frithjof Bergmann an, und ich glaube, 90 Prozent unserer Zuhörerinnen und Zuhörer kriegen jetzt gerade Fracksausen, weil sie keine Ahnung haben, was passiert, wenn sie ihren Mitarbeitern so eine Frage stellen.
Nina Kirsch: Ja, das ist witzig, dass du es sagst, weil wir auch genau diese Frage stellen, weil genau das, das Allerwichtigste ist.
Gunnar Barghorn: Und die zweite Frage ist: Was brauchst du, um einen wirklich guten Job zu machen? Oder was hindert dich, einen wirklich guten Job zu machen? So eher.
Nina Kirsch: Und was können wir optimieren?
Gunnar Barghorn: Es geht darum, Sand aus dem Getriebe zu nehmen. Es geht um Hindernisse wegräumen. Es geht nicht so sehr darum, die Leute alle maximal auszustatten, sondern damit meinen wir auch Zwischenmenschliches genauso wie Ausstattung. Also was frustriert dich? Was ist dir im Weg? Was hindert dich daran, gut zu sein? Weil wir unterstellen, dass sie gut sein wollen, und damit liegen wir richtig. Also jeder will gut sein. Jeder will einen Beitrag leisten. Das sind menschliche Grundbedürfnisse. Aber da gehen wir jetzt mal nicht so tief drauf ein. Und dann sind wir bei der nächsten Podcastfolge.
Nina Kirsch: Deal!
Gunnar Barghorn: Und die dritte Frage ist: Was brauchst du, um dich hier wirklich zu Hause zu fühlen?
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: So, und wenn wir die drei Fragen durch gesprochen haben, dann kriege ich so viele Hinweise, wo ich die Firma noch besser machen kann.
Und wenn ihr den Recruitingprozess, den Praktikanten- und Azubi-Prozess einfacher und besser machen wollt, dann sprecht doch mal mit denen, die es wirklich wissen. Sprich mit deinen Mitarbeitern, mit deinen Auszubildenden. Geh in Schulen und sprich mit Schülern. Wo guckst du wann warum hin? Also: Wo muss ich mich mit einer roten Lampe hinstellen, damit du mich überhaupt siehst? Es nützt überhaupt nichts, wenn du heute Facebook-Werbung für Schüler machst. Bitte, die sind nicht auf Facebook. Das sind die Eltern der Schüler. Aber da sind nicht die Schüler. Also du musst doch wissen, wer sich wo tummelt!
Nina Kirsch: Viele Unternehmen machen eine Unternehmens-Karrierewebsite für Azubis. Aber gut… Wir sind jetzt recht bewandert im Schreiben, aber wir sind doch nicht mehr im Kopf eines 14-, 15- oder 16-Jährigen. Da musst du schon die fragen, die diese Gedanken haben. Das ist das Einzige, was dann wirklich auch ankommen kann, wo der Samen aufgehen kann sozusagen.
Gunnar Barghorn: Man holt die Leute in ihrer Welt ab. Wo sollte man sie sonst abholen, wenn nicht bei denen zu Hause? Woanders sind sie ja nicht. Also sprich mit deinen eigenen Leuten, sprich mit Schülern, sprich mit Azubis. Und frag die, wo es hapert in deinem Laden, wo es stinkt, wo es klemmt. Dann hast du erst mal die nächsten fünf Jahre genug Arbeit. Danach kannst du anfangen, das, was du dann verändert hast, berichtenswert hinzustellen, auszustrahlen, Sichtbarkeit darüber zu erlangen.
Nina Kirsch: Ja.
Gunnar Barghorn: Aber du musst erst deinen Saustall innen aufräumen.
Nina Kirsch: Genau das bedeutet ja, ich muss erst mal nach innen gehen, muss mir da die Infos holen. Und wie du es gesagt hast, es ist eine Mittel- bis Langdistanz. Also nehmt euch Zeit, aber fangt an.
Gunnar Barghorn: Ja, weil je später ihr anfangt, umso später werdet ihr fertig.
Nina Kirsch: Ja, umso größer der Rückstand.
Gunnar Barghorn: Genauso ist das.
Nina Kirsch: Und das muss man erst mal aufholen.
Gunnar Barghorn: Ich habe so ein Lieblingszitat von Harry Belafonte, der mal gesagt hat, wie er das eigentlich gemacht hat mit seinem Erfolg über Nacht, weil er ja für die Leute quasi über Nacht berühmt geworden ist: „Ich hab 30 Jahre gebraucht, um über Nacht berühmt zu werden.“
Nina Kirsch: Ja, das ist der springende Punkt, was viele dann halt nicht sehen. Eben, und so ist es bei euch ja auch. Seit wann habt ihr das mit den Praktikanten und Azubis?
Gunnar Barghorn: Äh, drei Jahre jetzt.
Nina Kirsch: Ah, ok.
Gunnar Barghorn: Also, es ist ja nicht aus dem Nichts geboren. Wir haben 15 Jahre gebraucht, um ein attraktiver Arbeitgeber zu werden.
Nina Kirsch: Ja gut, da kriegen manche vielleicht auch schon Fracksausen. Aber ich denke, es geht noch schneller.
Gunnar Barghorn: Natürlich, vor allen Dingen, wenn man professionelle Hilfe von Beratungsunternehmen hat. Wie hieß das eine noch? Kirsch…Kirsch
Nina Kirsch: Irgendwas mit Kirschen.
Gunnar Barghorn: Kirschwerk, oder so. Na ja, du wirst es kennen. Spaß bei Seite… Auch da noch mal ein wichtiger Tipp an Unternehmer: Such nicht nach der schnellen Kopfschmerztabletten-Lösung, such nach dem langen Pfad. Bau das sorgfältig auf, bau dein Haus auf ein stabiles Fundament und nicht die Quick & Easy – Lösung. Die bringt nix, die fällt dir genauso schnell wieder zusammen.
Nina Kirsch: Kostet einen Haufen Geld und bringt im Endeffekt nichts.
Gunnar Barghorn: So und viele, viele Unternehmer haben auch so einen Vorbehalt, sich auf Berater, Coaches, Trainer einzulassen.
Nina Kirsch: Ja, warum eigentlich?
Gunnar Barghorn: Guck mal in den Sport: Die Spitzensportler, die haben alle eine ganze Entourage und eine ganze Heckwelle an Coaches, Beratern, Ernährungsberatern, Mental-Coaches und dann DEN Trainer für diese Aufgabe und DIE Trainer für jene Aufgabe. Und und und. Und dann glaubst du, du kannst Spitzen-Unternehmer werden, ohne dass du dir helfen lässt? Was für eine blasierte, dämliche Einstellung! Muss man sacken lassen.
Nina Kirsch: Ja, muss man sacken lassen. Also ich finde das Bild gut und ich denke aber auch, dass es immer mehr auch hierzulande in die Köpfe rein sickert. Genau dieses Bild. Als Unternehmer ist es etwas ganz anderes als Solo-Selbstständige oder eben Angestellte: Ich habe ganz andere Aufgaben, und die sind recht groß und haben recht viel mit dem Dasein mehrerer Menschen zu tun, unter anderem mit dem von mir und meiner Familie. Wie kann ich erwarten, dass ich in jeder einzelnen Disziplin perfekt bin, ohne eben einen Trainer oder Coach zu haben? Es ist absolut schlüssig.
Gunnar Barghorn: Absolut, absolut. Bin ich 100 Prozent bei dir. Aber viele, viele gehen diesen Weg nicht, sehen das nicht, wollen vermeintlich das Geld sparen. Verstehe ich immer nicht. Weißt du: Sie wollen Geld sparen, weil Sie nicht den Turbo einlegen wollen, um schneller ans Ziel zu kommen? Auf der langen Strecke gibst du viel mehr Geld aus, weil du viel mehr Fehler machst, weil du dir Erfahrungswissen Dritter nicht kaufst, du Idiot. Also Entschuldigung, aber es ist ja so!
Nina Kirsch: Ja, aber ich sehe es so… Also ich kenne beide Seiten: Zum einen, dass ich einfach mit Coaches, Beratern zusammenarbeite, weil die einfach in dieser Disziplin viel besser sind als ich. Aber ich kenne genauso gut – und das wäre jetzt meine steile Hypothese – die andere Situation, dass ich so viel auf dem Schreibtisch habe, dass ich einfach den Blick dafür verloren habe. Und wenn ich dann rausgehe und zwei, drei Schritte zurückgehe, dann komme ich wieder darauf und denke daran.
Gunnar Barghorn: Da sind wir jetzt beim Michael Gerber: Fachkraft, Manager, Unternehmer. Wenn ich meine Zeiteinteilung nicht genug auf Unternehmen umgebaut habe, dann haben sie keine Zeit für so was. Und dann bin ich zwar die beste Fachkraft in der eigenen Firma, komme aber überhaupt nicht aus dem Quark. Aber auch da braucht es Berater dafür, dass ich das sehen kann. Also gute Coaches brauche ich dafür, die mein Mindset verändern, und mir erst mal erklären, was meine Rolle als Unternehmer ist. Auch als Selbstständiger, wenn ich nicht gerade Solo-Selbstständiger bin. Aber in dem Moment, wo ich Arbeitnehmer habe, und zwar ab dem ersten, geht das los, dass ich mir gepflegt Gedanken darüber machen muss, wie komme ich irgendwann bei 100 Prozent Unternehmer-Aufgabe an? Also was kann ich partiell an diesen und jenen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin abgeben, was mache ich ab morgen nicht mehr? Das muss täglich deine wichtigste Frage sein. Was habe ich gestern das letzte Mal gemacht?
Nina Kirsch: Okay, Gunnar! Ich glaube, wir haben schon das Thema für die nächste Podcastfolge.
Gunnar Barghorn: Hör bloß auf, ich geh ja in Serie. Nein, nein, nein. Also ich glaube, da gibt es sogar tatsächlich Berufenere als mich.
Nina Kirsch: Das kann schon sein, aber du lebst es halt. Das ist der springende Unterschied für mich.
Gunnar Barghorn: Ja, aber ich wollte es nur teasern. Weil viele glauben: Jetzt haben die so viel erzählt, und wie mache ich das jetzt bloß? Also um mal ganz deutlich zu sein: Kauft euch mein Buch, lest euch das durch. Da kriegt ihr Input und klare, konsequente Ideen aus der Praxis. Und ganz hinten im Buch findet ihr eine Liste an Beratungsunternehmen, die uns auf der Strecke begleitet haben. Nur eine Auswahl. Alle konnte ich gar nicht reinschreiben, aber da findet ihr auch den direkten Draht zu denen, die helfen können. Nur mal so als Hinweis.
Nina Kirsch: Genau. Oder sie melden sich zum Beispiel beim kirschwerk. Das geht ja auch.
Gunnar Barghorn: Ja, selbstverständlich. Also je nachdem, wer zu faul ist, Buch zu lesen macht erst das.
Nina Kirsch: Ja, cool. Auch heute noch mal unterm Strich: Wenn Azubis Mangelware sind, womit sollte ich sofort anfangen?
Gunnar Barghorn: Innen Aufräumen. Sprich mit den Azubis, die du hast, was sie gut, und was sie scheiße finden am eigenen Laden, und was sie bewogen hat, dort zu lernen und nicht woanders. Und was sie woanders geiler finden als bei euch. Weil: Die haben den Kontakt zum Wettbewerb, weil sie treffen sich dann in der Berufsschule.
Nina Kirsch: Ja, stimmt.
Gunnar Barghorn: Also: Frag die doch. Damit würde ich anfangen.
Nina Kirsch: Sehr cool. Kurz und bündig auf den Punkt. Ich glaube, das ist auf jeden Fall ein Tipp, wo man direkt ohne Rumgefasel in die Umsetzung gehen kann. Spitzenmäßig! Gunnar, es war mir ein Freudenfest.
Gunnar Barghorn: Ich danke dir.
Nina Kirsch: Ich glaube, wir hören uns noch mal!
Gunnar Barghorn: Das ist möglich.
Nina Kirsch: Also, vielen Dank dir. Vielen Dank für deine Zeit und möglicherweise bis zum nächsten Mal. Wir werden sehen.
Gunnar Barghorn: Wir werden sehen, genau.
Nina Kirsch: Ciao!
Gunnar Barghorn: Ciao!
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